Theaterfahrt ins Neuwieder Schlosstheater
Vorhang auf: „Der Froschkönig“ gibt sich die Ehre
Was für eine schöne Tradition an unserer Schule! Wieder einmal stand eine Theaterfahrt zum Neuwieder Schlosstheater auf dem Stundenplan der ersten und zweiten Klassen zusammen mit ihren Klassenlehrerinnen und weiteren Begleitpersonen. Diesmal hieß es: Vorhang auf und Bühne frei für den „Froschkönig“. Aufgeführt wurde das Märchenspiel in der Interpretation von Katalina Glavinic nach der Geschichte der Gebrüder Grimm. Aber Achtung! Wer mit den Grimmschen Märchen groß geworden ist, wartete in der Neuwieder Inszenierung vergebens darauf, dass die Prinzessin den Frosch gegen die Wand wirft und ihn küsst. Vielmehr erlebten wir eine rührende Aufführung, bei der sich alles um Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und Liebe drehte.
Die Geschichte und ihre Personen
Allen voran ist da die Hauptakteurin Prinzessin Rosalie, die so gar nicht in das Schema der feinen Prinzessin passt. Offen und wuschelig trägt sie ihre Haare. Hose und Bluse sind weit und bequem geschnitten, Dazu trägt sie, oh je, Wollsocken und Schnürschuhe. Eigentlich das ideale Outfit zum Arbeiten im Pferdestall oder Toben im Schlossgarten. Kein Wunder also, dass ihre Finger schmutzig sind und sie nicht sonderlich gut riecht. Ganz anders hingegen ihre große Schwester Leonie: tiptop gestylt bis in die Fingerspitzen, Hochsteckfrisur, akkurat gezogener Scheitel, schickes, rotes Rüschenkleid mit passenden spitzen Schuhen mit hohem Absatz – und natürlich Spitzensöckchen. Sie achtet sehr auf Etikette und bereitet so ihrem Onkel König Hubertus große Freude. Der wiederum ist mit „Prinzessin“ Rosalies Erziehung überfordert. Selbst Martin, der zurückhaltende Diener (und eigentliche Star des Stücks, der aufgrund von Mimik und Gestik überzeugt) hat sprichwörtlich das Handtuch geworfen und aufgegeben, aus Rosalie einen ordentlichen Menschen machen zu wollen.
Schrecksekunde am Brunnen
Eines Tages spielt Rosalie mit ihrer goldenen Kugel, ein Geschenk ihrer verstorbenen Mutter, am Brunnen im Schlosspark. Als sie wehmütig beschreibt, wie sehr ihr die Mama doch fehlt, wird einem wirklich warm ums Herz. Dann die Schrecksekunde: plumps, die Kugel fällt ihr in den Brunnen. Aber zum Glück ist da Poldi, ein überaus liebenswerter und überhaupt nicht ekliger Frosch, der ihr die Kugel aus dem Brunnen holt. Tierlieb, wie Rosalie nun mal ist, freundet sie sich mit Poldi an und klagt ihm ihr Leid über das anstrengende Prinzessinnenleben. Verständnisvoll, geduldig und mit Humor hilft er ihr, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Poldis Ratschläge sind echt Gold wert. Als nämlich auf dem Schloss ein großes Fest mit allen befreundeten Königsfamilien gefeiert wird, berät er sie stilsicher bei der Kleiderwahl. Und, was das Größte ist, er bringt ihr das Tanzen bei.
Eifersucht und eine überraschende Wende
Leonie bleibt das alles nicht verborgen. Heimlich und eifersüchtig beobachtet sie die beiden, äußert sich abfällig über den Frosch und beschließt, ihn aus dem Schloss werfen zu lassen. Am Festabend bemerkt Rosalie Poldis Verschwinden. Sie ist sich ganz sicher, dass ihm etwas zugestoßen sein muss. Denn nie würde er sie an so einem wichtigen Tag im Stich lassen. Verzweifelt macht sie sich auf die Suche und findet ihn eingesperrt in einer Höhle im Wald. Doch es gelingt ihr, ihn zu befreien. In dem Moment geschieht etwas Unerwartetes: Poldi, der einst kleine Frosch, verwandelt sich in einen bildschönen Prinzen und erzählt Rosalie, dass eine Hexe ihn verwandelt hatte. Jetzt ist Leonie neidisch auf ihre Schwester und kann nicht verstehen, wieso der Prinz nur Augen für Rosalie hat. Die allerdings sieht nun bezaubernd aus in ihrem rosa Kleid – wie eine richtige Prinzessin. Ende gut, alles gut. Der Vorhang fällt. Harmonisch schließt die Aufführung zu Walzerklängen.
„Zugabe, Zugabe, Zugabe!“
Was für eine tolle Aufführung! Ausgezeichnet und sympathisch die kleine Bühne, das ansprechende Bühnenbild mit dem Neuwieder Schloss, passende und zeitgemäße Requisiten, die beweisen, dass sogar eine Prinzessin einen IKEA-Schrank in ihrem Zimmer haben darf, die unheimlichen Nebeleffekte während der Waldszene sowie der schnelle Umbau bei Ortswechseln.
Keine Frage, den Kleinen hat es klasse gefallen und sie bedankten sich mit dem, was Künstlern wahrlich Gold wert ist: stürmischer Applaus und „Zugabe-Rufe“. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, meinte ein Schüler zwinkernd zu seiner Lehrerin: „Und jetzt gehen wir noch ein Eis essen!“ Keine schlechte Idee…..